Das Spielen und Lernen sind feste Bestandteile des Alltags von Kindern. Dieser natürliche Entdeckungsdrang lässt sich durch den Einsatz von Lernspielzeug gezielt unterstützen. Hierbei werden Spiel, Spaß und Lernen auf pädagogisch wertvolle Weise kombiniert. Welche Lernspielsachen für Kinder gibt es und was sollten Eltern bei der Auswahl beachten? Diese und einige weitere Fragen rund um Lernspielsachen für Kinder beantworten wir in unserem Ratgeber.
Übersicht
Was ist Lernspielzeug?
Mit dem Begriff Lernspielzeug werden Spielsachen bezeichnet, die auf spielerische Weise die Entwicklung des Kindes fördern und einen pädagogischen Ansatz haben. Dabei geht es je nach Produkt um unterschiedliche Fähigkeiten, welche in den ersten Lebensjahren erworben und trainiert werden. Zum Beispiel können Lernspielsachen die Feinmotorik von Kindern fördern oder dienen der Sprachentwicklung. Hauptsächlich werden solche Spielsachen für Kleinkinder angeboten, sie können jedoch teilweise auch in der Grundschulzeit und weiteren Schullaufbahn eine wertvolle Unterstützung beim Lernen und Entdecken neuer Fähigkeiten sein. Was Lernspielsachen ebenfalls häufig auszeichnet, sind hochwertige Materialien wie Holz. Dadurch sind die Spielsachen langlebig und können in der Familie von mehreren Geschwisterkindern bespielt werden. In die Entwicklung dieses Spielzeugs sind häufig Pädagogen involviert, welche ihre Expertise in den Entstehungsprozess einfließen lassen. Die meisten Kinder lernen pädagogisch wertvolle Spielsachen spätestens im Kindergartenalter oder einer ähnlichen Betreuungseinrichtung kennen, denn hier gehören Lernspielsachen oft zur Grundausstattung. Eltern müssen jedoch nicht auf den Start in das Kindergartenleben warten und können Lernspielsachen beispielsweise zur Förderung sprachlicher oder motorischer Fähigkeiten selbst für ihr Kind zum Spielen kaufen. Spielwarenhändler bieten eine breite Auswahl von Lernspielzeug für jedes Alter und unterschiedliche Bereiche an.
Unterschiede zwischen Lernspielsachen und klassischen Spielsachen
Klassische Spielsachen dienen eher der Unterhaltung oder einfachen Beschäftigung von Kindern und tragen häufig nicht oder nur sehr begrenzt zur Entwicklung der Kinder bei. Trotzdem haben auch solche Spielsachen ihre Berechtigung im Kinderzimmer und können auf unterschiedliche Weise förderlich sein. Sie regen beispielsweise das fantasievolle Spielen an. Ebenso sorgen einige herkömmliche Spielsachen dafür, dass Kinder in Interaktion mit Gleichaltrigen treten und dadurch soziale Kompetenzen erwerben. Lernspielsachen sind hingegen eher darauf ausgerichtet, die sensorischen, motorischen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder auf spielerische Weise zu erweitern und zu stärken. Gemeinsam haben beide Kategorien von Kinderspielzeug, dass sie dem spielenden Kind Freude bereiten und es beschäftigen sollen. Ideal ist daher eine Mischung beider Arten von Spielzeug im Kinderzimmer, um Abwechslung zu schaffen und verschiedene Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen.
Interaktion mit Spielzeug in verschiedenen Entwicklungsstufen
In den ersten Lebensjahren durchlaufen Babys und Kleinkinder verschiedene Entwicklungsstufen, in denen sich auch ihr Umgang mit Lernspielsachen verändert. Es lassen sich die nachfolgenden drei Phasen unterscheiden, wobei der Übergang teilweise fließend ist.
Das Erforschen von Spielzeug
In der frühesten Kindesentwicklung besteht die Interaktion des Kindes mit dem Spielzeug darin, dieses zu erforschen. Dabei kommen die verschiedenen Sinne zum Einsatz und machen Spielsachen für ein Baby erlebbar. Sie berühren es, sehen es an, hören auf entstehende Geräusche, riechen daran und nehmen es in den Mund. Oft ist dazu die Unterstützung der Eltern erforderlich.
Das Entdecken der Spielsachen
In der darauffolgenden Entwicklungsphase steht neben dem reinen Erforschen auch das Entdecken von Spielsachen im Fokus des Kindes. Dadurch sollen einerseits der Sinn eines Spielzeugs sowie andererseits deren Funktion erfasst werden. In dieser Phase beschäftigen Kinder sich bereits länger mit einzelnen Spielsachen und spielen immer wieder mit ihnen.
Die Interaktion mit Lernspielsachen
Zu den bereits genannten Beschäftigungsformen mit Spielzeug kommt in der späteren Entwicklung eine dritte Form, nämlich die Interaktion mit dem Spielgerät. Vorstellungsvermögen und eigene Kreativität fließen in das Spiel mit ein, was meistens mit einer langfristigen und selbstständigen Beschäftigung mit dem Spielzeug verbunden ist.
Verschiedene Kategorien der Lernspielsachen
Die große Auswahl der Lernspielzeuge lässt sich in unterschiedliche Kategorien unterteilen. Hierzu gehören Motorikspielzeug, Lernspielsachen zur Entwicklung kognitiver Fähigkeiten sowie pädagogische Spielsachen zur Sprachförderung. Wenn Eltern, Verwandte oder Freunde einem Kind pädagogisches Spielzeug schenken möchten, sollte daher vorab überlegt werden, welche Fähigkeiten des Kindes man mit dem Spielzeug fördern möchte. Bereits vorhandene Stärken lassen sich auf diese Weise weiter ausbauen und mögliche Schwächen bestenfalls ausgleichen. Anschließend finden Eltern in der passenden Kategorie geeignete Spielsachen für ihr Kind.
Kognitive Förderung durch Lernspielzeuge
Kognitive Fähigkeiten wie die Konzentration, das logische Denken und die Kompetenz zur Problemlösung werden in den ersten Lebensjahren eines Kindes entwickelt. Diese Anlagen sind besonders wichtig, da sie im gesamten späteren Leben tagtäglich genutzt werden. Möchten Eltern die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten ihres Kindes unterstützen, können Sie aus einer Auswahl unterschiedlicher Lernspielsachen mit diesem Ansatz wählen. Das Fädelspiel gehört zu den bekanntesten Beispielen und regt Kinder dazu an, Objekte auf ein Band aufzufädeln. Das schult die Geduld des Kindes und nebenbei auch feinmotorische Fähigkeiten. Auch Sortierspiele unterstützen die kognitive Entwicklung von Kindern. Außerdem bieten sich Bauklötze aus Holz hierzu an, denn mit ihnen erarbeiten sich spielende Kinder ein Verständnis von Statik und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ein anderes Beispiel ist das Gesellschaftsspiel Memory, bei dem Spieler identische Bildpaare finden müssen. Dieses Spiel trainiert die Konzentration des Kindes. Für ältere Kinder ab dem Eintritt in die Grundschule gibt es eine Reihe unterschiedlicher Lernspiele, die auf Buchstaben und Zahlen basieren. Sie unterstützen Schulkinder auf spielerische Weise dabei, das Alphabet zu erlernen, Wörter zu bilden und ein Zahlenverständnis zu entwickeln.
Lernspielsachen zur Förderung der Feinmotorik
Wurden Lernspielsachen für das Training der Feinmotorik entwickelt, erfordern sie meisten präzise ausgeführte Handbewegungen, also ein feinmotorisches Geschick. Gleichzeitig wird bei Motorikspielen die Hand-Auge-Koordination trainiert. Außerdem spielt Geschicklichkeit bei vielen dieser Spielsachen eine wichtige Rolle und wird quasi nebenbei im Spiel ebenfalls entwickelt. Die Motorikschleife als Motorikspielzeug ist besonders weit verbreitet und für unterschiedliche Altersgruppen erhältlich. Hierbei führen Kinder unterschiedliche Objekte über dicken, geformten Draht. Steckspiele erfüllen eine ähnliche Funktion, denn dabei müssen geformte Objekte in dazu passende Aussparungen gesteckt werden. Einem ähnlichen Grundgedanken folgen Puzzle für Kleinkinder, bei denen die wenigen Puzzleteile zum Beispiel Tierformen haben und in die passende Aussparung auf dem Puzzlebrett gelegt werden müssen. Unterschiedlich farbige Bauklötze sind nicht nur perfekt geeignet, um die kognitive Entwicklung eines Kindes zu unterstützen, sie helfen ihm gleichzeitig beim Entwickeln der motorischen Fähigkeiten. Das Greifen und Stapeln der Bauklötze ist ein gutes Training für die Hand-Auge-Koordination und da sich mit solchen Klötzen viele unterschiedliche Objekte bauen lassen, kommt auch die Fantasie nicht zu kurz. Was ebenfalls für Bauklötze als pädagogisch wertvolles Spielzeug spricht, sind der hohe Spaßfaktor und geringe Anschaffungspreis.
Pädagogisches Spielzeug zur Sprachförderung
Durchschnittlich beginnen Kinder etwa ab einem bis anderthalb Jahren mit dem Sprechen. Nach ersten Wörtern wie „Mama“ und „Papa“ entwickelt sich der Wortschatz rasant weiter, bis Kinder die ersten kurzen Sätze sagen können. Sprachentwicklung ist von großer Bedeutung für den Rest des Lebens, weshalb Unterstützung durch pädagogisch wertvolles Spielzeug hier besonders wichtig ist. Im Spielzeughandel sind zum Beispiel sprechende Plüschtiere und Puppen erhältlich. Sie sagen üblicherweise nur wenige Wörter oder sehr kurze Sätze und eignen sich daher für die ersten Monate beim Sprechenlernen. Kleinkinder nutzen diese sprechenden Spielfiguren, um ihnen aufmerksam zuzuhören und das Gesagte nachzusprechen. Für den größtmöglichen Effekt ist es beim Kauf daher wichtig, auf die Sprache der Lernspielsachen zu achten und sie passend zur Muttersprache des Kindes zu wählen. Elektronische Lerncomputer haben einen deutlich größeren Wortschatz und sind daher für etwas ältere Kinder geeignet. Durch aufmerksames Zuhören lernen Kinder neue Wörter kennen, korrekte Sätze zu bilden und die Betonung richtig zu wählen. Das ist nicht nur mit Spielsachen, sondern auch durch Vorlesen von Geschichten durch Eltern oder andere Bezugspersonen möglich. Wer keine Lust oder Möglichkeit zum Vorlesen hat, der kann Hörspiele für Kinder zur Förderung der Sprachentwicklung einsetzen.
Welche Lernspielsachen passen zu welchem Kind?
Kinder lernen in ihrem jeweils eigenen Tempo, für das es keinen festen Zeitplan gibt. Trotzdem lassen sich pädagogische Spielsachen in verschiedene Altersgruppen unterteilen. Die Altersempfehlung ist als lockere Empfehlung zu verstehen und muss nicht auf jedes Kind exakt zutreffen. Eltern können sicherlich am Besten einschätzen, welches Spielzeug gerade das Interesse ihres Nachwuchses wecken könnte. Wichtig beim Einsatz von pädagogischem Spielzeug ist jedoch, dass das Kind nicht überfordert wird. Schließlich soll neben dem Aspekt des Lernens und der Entwicklung neuer Fähigkeiten auch der Spaß nicht zu kurz kommen.
Babys bis ein Jahr
In den ersten Lebensmonaten lernen Babys beinahe täglich etwas Neues und erforschen ihre Umgebung. Diesen natürlichen Entdeckungsdrang können Eltern unterstützen und ihre Kinder beim Lernen unterstützen. Zu den praktischen Lernspielsachen für Babys zählen Knistertiere, Rasseln, Spieluhren, Mobiles und Greifringe. Je nach individuellem Entwicklungsstand kommen am Ende des ersten Lebensjahres einfache Bilderbücher, erste Stapelspiele und Bauklötze zum Einsatz. Sie wären ideale Wünsche für den ersten Geburtstag.
Kleinkinder zwischen ein und fünf Jahren
Besonders groß ist das Angebot der Lernspielsachen für Kinder zwischen einem und sechs Jahren. Während anfänglich noch Motorikschleifen, Bauklötze und Steckspiele viel bespielt werden, rücken etwas später auch Sprachcomputer, Kindermusikinstrumente, Kinderpuzzle und Spiele wie Memory in den Fokus. Nicht zu unterschätzen ist der Effekt des regelmäßigen Vorlesens, weshalb Kinderbücher bei Kleinkindern nie fehlen sollten.
Grundschulkinder zwischen sechs und zehn Jahren
Mit dem Eintritt in die Schule ändern sich die Bereiche der Kindesentwicklung. Von jetzt an stehen kognitive Fähigkeiten, Sprachkompetenz, Rechenkompetenz und Konzentrationsfähigkeit im Fokus. Sie lassen sich mit Lernspielsachen wie Memory, ersten Lernspielen für Deutsch und Mathe sowie allgemeinen Konzentrationsübungen gezielt fördern. Gleichzeitig sollte auch die Förderung der motorischen Fähigkeiten in der Grundschulphase nicht zu kurz kommen. Spätestens im Sportunterricht werden Gleichgewichtssinn, koordinative Fähigkeiten und Beweglichkeit benötigt. Beispiele für pädagogisch wertvolles Spielzeug in diesen Bereichen sind Trampoline und komplexe Kugelbahnen.
Schulkinder ab zehn Jahren
Zu den sogenannten MINT-Fähigkeiten gehören grundlegende Kompetenzen in den Bereichen Mathematik, Informatik, der Naturwissenschaften und Technik, wie etwas das wissenschafts Spielzeug von Spintronics. Der Lehrplan in Schulen ist auf den Erwerb von MINT-Fähigkeiten zugeschnitten. Gerade für Schulkinder mit Schwierigkeiten in den besagten Fächern kann zusätzliche Förderung für den späteren beruflichen Werdegang jedoch von Bedeutung sein. Um MINT-Fähigkeiten ab etwa der sechsten Klasse zu fördern, bieten sich Lernspiele und Nachhilfeprogramme für Kinder an. Wichtig dabei ist das pädagogische Konzept hinter dem Lernmaterial.
Spezielle Lernspielsachen für Kinder mit Beeinträchtigung
Grundsätzlich eignen sich die meisten Lernspielsachen für Kinder ohne Beeinträchtigung ebenso wie für Kinder mit leichter Beeinträchtigung. Handelt es sich um eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, passt die Altersempfehlung der pädagogischen Spielsachen nicht in jedem Fall. Eltern sollten daher beim Kauf darauf achten, dass das Spielzeug für die Fähigkeiten und den Entwicklungsstand ihres Kindes geeignet ist. Bei pädagogischen Spielsachen zur Förderung der Grobmotorik oder Feinmotorik kann es vorkommen, dass Kinder mit körperlicher Beeinträchtigung einige Spielsachen gar nicht oder nur mit Unterstützung verwenden können. Das hängt im Einzelfall jedoch immer von dem Spielgerät, der Art der Beeinträchtigung und deren Ausmaß ab. Neben dem allgemeinen Spielzeugangebot mit pädagogischem Nutzen gibt es einige spezielle Lernspielsachen für Autismus, welche die Bedürfnisse betroffener Kinder besonders stark berücksichtigen.
Lernspielsachen für ADS und ADHS
Kindern mit ADS oder ADHS fällt Konzentration oft schwer. In einigen Fällen gibt es auch Verzögerungen bei der Entwicklung von sozialen Kompetenzen. Genau hier setzen Lernspielsachen für ADHS und ADS an. Ein Beispiel für sie sind Lerncomputer mit Lernprogrammen, welche von Pädagogen entwickelt wurden. Lerncomputer mit reizarmen Lernangeboten unterstützen Kinder mit ADHS beim Wissenserwerb und trainieren die Konzentrationsfähigkeit. Gleichzeitig sind sie spielerisch aufgebaut und arbeiten mit Belohnung bei erfolgreichem Erledigen einer Aufgabe.
Pädagogisches Spielzeug für Autismus
Zu den pädagogisch wertvollen Spielsachen für Kinder aus dem Asperger-Spektrum gehören Kinderinstrumente. Blasinstrumente unterstützen die Entwicklung der Muskulatur in Zunge und Lippen. Weiterhin fördern sie motorische Fähigkeiten bei Kindern mit Autismus und trainieren die Atmung. Mit einer Trommel oder einem Schlagzeug wird einerseits die Motorik gefördert, andererseits wird auch die Hand-Augen-Koordination gestärkt. Für die Entwicklung der Feinmotorik ist hingegen ein Xylofon von Vorteil.
Fazit: spielerisch lernen mit Lernspielzeug im Kindesalter
Lernspielzeug unterstützt die individuelle Entwicklung von Kindern in sehr unterschiedlichen Bereichen. Es kann die Motorik verbessern, die Sprachkompetenz trainieren, beim Erweitern kognitiver Fähigkeiten helfen und sorgt gleichzeitig für Spielspaß im Kinderzimmer. Passend zum Alter und den vorhandenen Fähigkeiten sowie dem Entwicklungsstand des Kindes ausgewählt, sind Lernspielsachen daher eine sinnvolle Beschäftigung. Auch Kinder mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung profitieren vom pädagogischen Ansatz der Lernspielsachen, wobei Eltern hier besonders sorgfältig auswählen sollten, welche Artikel für ihren Nachwuchs geeignet sind. Neben pädagogischen Spielsachen hat selbstverständlich auch klassisches Spielzeug seine Daseinsberechtigung im Kinderzimmer.