Lern-Apps, ein Ratgeber. Technologie im Kinderzimmer? Digitale Medien sind längst Teil unseres Alltags – und auch Vorschulkinder kommen früh damit in Berührung. Viele Eltern fragen sich, ob Lern-Apps im Vorschulalter sinnvoll sind und wie man gute Apps von weniger guten unterscheidet. In diesem Ratgeber erhalten Sie einen Überblick über den Nutzen von Lern-Apps, stellen wir bekannte deutschsprachige Lern-Apps für Smartphones und Tablets in verschiedenen Lernbereichen vor und geben Tipps, worauf Eltern bei Auswahl, Nutzung und Bildschirmzeit achten sollten. Ziel ist es, Ihnen zu helfen, fundierte Entscheidungen bei der App-Auswahl für Ihr Vorschulkind zu treffen.
Inhalt
Warum Lern-Apps im Vorschulalter nutzen?
Lern-Apps können eine motivierende und spielerische Lernumgebung schaffen. Vorschulkinder lernen am besten ohne Druck – gute Apps verpacken Bildungsinhalte in Spiel und Spaß. Farbenfrohe Grafiken, Sounds und kleine Belohnungen (z. B. Lob oder Punkte) fördern die Lernmotivation. Kinder merken oft gar nicht, dass sie gerade etwas lernen, weil sie so viel Freude am Spiel haben. Zudem bieten viele Lern-Apps interaktive Übungen, bei denen Kinder direkt Rückmeldung bekommen. So können sie z. B. hören, ob sie etwas richtig ausgesprochen haben, oder sehen, wenn eine Aufgabe korrekt gelöst wurde.
Ein weiterer Vorteil ist die Anpassung an das individuelle Lerntempo. Jede*r lernt anders – und viele Apps passen Schwierigkeitsgrad oder Inhalte automatisch an den Fortschritt des Kindes an. Bleibt eine Aufgabe ungelöst, wiederholt die App diese ggf. mehrfach oder bietet Hilfestellungen, bis das Kind sie meistern kann. Umgekehrt können Kinder, die schnell verstehen, oft zügig zu neuen Herausforderungen übergehen.

Lern-Apps können außerdem vielfältige Lernbereiche abdecken: von Sprachen über Mathematik bis hin zu erstem Sachwissen. Sie ermöglichen es Kindern, neugierig zu entdecken – sei es das Alphabet, Zahlen oder naturwissenschaftliche Phänomene – ohne dass gleich ein ganzer Stapel Bücher nötig ist. Durch das Tippen, Wischen und Ausprobieren werden mehrere Sinne angesprochen, was das intuitive Lernen fördert. Gerade zurückhaltende Kinder trauen sich in der geschützten App-Umgebung manchmal mehr, auszuprobieren und Fehler zu machen, als in einer Gruppe.
Dennoch gilt: Apps ersetzen keine echten Erlebnisse oder zwischenmenschliche Zuwendung. Eine Lern-App kann Gespräche mit Eltern, Vorlesen, Basteln, Bewegung und freies Spiel niemals vollständig ersetzen. Sie ist immer als ergänzendes Werkzeug zu sehen, das richtig eingesetzt wertvolle Impulse geben kann. Im Folgenden schauen wir uns nun konkrete App-Empfehlungen an – gegliedert nach den Schwerpunkten Sprache, Mathematik und Sachwissen.
Lern-Apps zur Sprachförderung im Vorschulalter
Sprache bildet die Grundlage für alle weiteren Lernschritte. Im Vorschulalter geht es vor allem um Wortschatz, Aussprache, Zuhören und erstes Verständnis von Texten. Sprachförder-Apps können helfen, den Wortschatz zu erweitern und die Freude an Sprache zu wecken. Hier einige der bekanntesten deutschsprachigen Apps in diesem Bereich:
- Schlaumäuse – Kinder entdecken Sprache (ca. 5–7 Jahre): Eine liebevoll gestaltete Sprachlern-App, in der zwei Maus-Figuren die Kinder durch ein Abenteuer im „Land der Sprache“ führen. Spielerisch übt das Kind neue Wörter, die richtige Aussprache und sogar schon das Formen von Buchstaben und einfachen Wörtern. Es gibt zahlreiche Mini-Spiele: z. B. Laute zuordnen, Bilder den richtigen Begriffen verbinden oder Unterschiede in ähnlich klingenden Wörtern erkennen. Besonderheiten: Die App ist komplett kostenlos und werbefrei (ursprünglich von Microsoft initiiert) und bietet eine Sprachausgabe für alle Texte – das heißt, auch Kinder, die noch nicht lesen können, kommen zurecht. Für Eltern und Erzieher gibt es sogar einen Lernfortschritt-Überblick, um zu sehen, welche Übungen gemacht wurden. Verfügbar für Android, iOS (und Windows).
- Lesestart zum Lesenlernen (ab ca. 5 Jahren): Diese App wurde im Rahmen der Leseförder-Initiative „Lesestart“ entwickelt und richtet sich an Vorschulkinder, die erste Erfahrungen mit Büchern und Schrift machen wollen. In der App wartet eine kleine digitale Bibliothek mit illustrierten Geschichten, die man gemeinsam lesen oder sich vorlesen lassen kann. Zwei freundliche Känguru-Figuren begleiten die Kinder. Zwischen den Buchseiten sind interaktive Elemente und Minispiele versteckt – z. B. kleine Rätsel, die zum Inhalt passen. So wird das Zuhören und Verstehen gefördert. Besonderheiten: Lesestart ist kostenlos, enthält keine Werbung und speichert den Lesefortschritt, damit das Kind beim nächsten Mal an der richtigen Stelle weiterstöbern kann. Erhältlich für Android und iOS.
- BlaBlaBox (empfohlen ab 4 Jahren): Eine App zur spielerischen Sprachförderung, die vor allem das Lauttraining und erste Buchstaben ins Zentrum stellt. Kinder können hier mit Lauten und Silben „spielen“, Wörter legen und dabei deren Aussprache hören. Die Oberfläche ist sehr intuitiv, so dass schon Vorschulkinder ohne Hilfe Aufgaben finden und lösen können. Die BlaBlaBox wurde in Zusammenarbeit mit Logopäd*innen entwickelt, was man an den durchdachten Übungen merkt: Sie fördert gezielt die Aussprache schwieriger Laute, die Unterscheidung von Lauten und das Zusammenschwingen von Silben. Besonderheiten: Die App ist kostenlos (für Android und iOS) und werbefrei. Sie eignet sich auch speziell für Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen, kann also ergänzend zur logopädischen Therapie genutzt werden.
- Nele Neuhaus – Lesespiele für Leseanfänger (ca. 5–7 Jahre): Bei dieser kostenpflichtigen App (einmalig wenige Euro) tauchen Kinder in eine kindgerechte Abenteuerwelt ein, die von der bekannten Kinderbuchautorin Nele Neuhaus mitgestaltet wurde. In kleinen Spielen wird der Wortschatz trainiert und das Sprachverständnis geübt. Zum Beispiel müssen passende Wörter gefunden oder einfache Fragen zu kurzen Geschichten beantwortet werden. Alles ist in eine fortlaufende Geschichte eingebettet, sodass die Kinder motiviert bleiben, um das nächste Kapitel freizuschalten. Besonderheiten: Die App bietet Sprachausgabe und ist voll auf Deutsch, die Übungen passen vom Niveau her zur Vorschule und frühen 1. Klasse. Durch die hübsche Erzählwelt merken die Kinder kaum, dass sie üben – es fühlt sich an wie ein interaktives Bilderbuchspiel.
(Weitere erwähnenswerte Sprach-Apps: Lautarium – eine kostenlose App mit Fokus auf Lautbildung und Artikulation (für Kinder mit Ausspracheproblemen oder Lese-Rechtschreib-Schwäche) sowie Wörterzauber – eine App, die mit Wortbausteinen und Satzbildung experimentiert (für Kindergarten bis Grundschule). Auch die bekannte “Sendung mit dem Elefanten”-App, die wir unten noch vorstellen, fördert ganz nebenbei Sprache – durch Lieder, Reime und Erzählungen, ideal für die Jüngsten.)
Lern-Apps für Zahlen und erstes Mathematikverständnis
Erste Erfahrungen mit Zahlen und Mengen kann man hervorragend spielerisch sammeln. Kinder im Vorschulalter lernen Zahlen meist im Alltag („Wie alt bist du?“, „Wir haben zwei Katzen“ etc.), doch Apps können das Zahlenverständnis vertiefen. Hier stellen wir einige beliebte Mathe-Lern-Apps vor, die auf Deutsch verfügbar sind:
- ANTON – Die umfangreiche Lern-App (ab ca. 5 Jahre, passend bis ins Grundschulalter): ANTON ist eine der bekanntesten Lern-Apps im deutschsprachigen Raum. Sie deckt Deutsch, Mathe und weitere Fächer nach Lehrplan ab, doch für Vorschulkinder ist vor allem der Mathe-Bereich interessant. Hier gibt es altersgerechte Übungen zu Zahlen von 1 bis 20, Mengenvergleichen („Was ist mehr/weniger?“) und einfache Additionen. ANTON enthält über 50.000 Aufgaben und passt sich in Stufen dem Können des Kindes an – man kann z. B. den Zahlenraum einstellen und hat pro Thema verschiedene Level. Besonderheiten: ANTON ist kostenlos und ohne Werbung. Die App finanziert sich über optionale Premium-Abos, aber alle wesentlichen Inhalte der Vorschule und Grundschule sind gratis nutzbar. Sie ist sowohl online im Browser als auch als App für Android und iOS verfügbar. Eltern schätzen die klare Gliederung nach Klassenstufen und Themen – so kann man z. B. gezielt „Zahlen bis 10“ auswählen. Durch kleine Spielelemente (Sterne sammeln, Avatar gestalten) bleiben Kinder motiviert.
- Fiete Math (ca. 5–8 Jahre): Fiete ist ein freundlicher Seemann, der als Figur durch mehrere preisgekrönte Kinder-Apps führt. In Fiete Math helfen die Kinder Fiete, Aufgaben zu lösen, indem sie Klötze und Gegenstände hin- und herschieben, um einfache Rechenaufgaben sichtbar zu machen. Diese App visualisiert Zahlen sehr schön: Zum Beispiel kann man Klötzchen zählen, zusammenlegen oder aufteilen, um Addition und Subtraktion zu verstehen. Auch die wichtige Fünfer- und Zehnerstruktur (also Mengen gruppieren) wird spielerisch vermittelt – etwa indem immer 5er-Blöcke hervorgehoben sind. Besonderheiten: Fiete Math kommt ohne Texte aus, alles funktioniert über Bilder – ideal für Vorschüler, die noch nicht lesen. Die Kinder können in ihrem eigenen Tempo experimentieren, es gibt keinen Zeitdruck oder starren Aufgabenzwang. Die App ist für iOS und Android erhältlich, meist gegen einen einmaligen Kaufpreis (keine Abo-Falle, keine Werbung). Sie wurde speziell entwickelt, um ein erstes Zahlverständnis zu fördern, ohne dass der Spaß verloren geht.
- Bauernhof 123 (ca. 3–6 Jahre): Diese App richtet sich schon an etwas jüngere Kinder im Vorschulalter und verknüpft das Zählen lernen mit einem Lieblingsthema vieler Kids – dem Bauernhof. In einer Art animiertem Aufklapp-Bilderbuch entdecken die Kinder die Zahlen von 1 bis 10. Jede Zahl ist einer Szene mit Tieren und Gegenständen auf dem Bauernhof zugeordnet. Tippt man z. B. die „3“ an, sieht man drei Kühe, hört die Zahl ausgesprochen und kann kleine Interaktionen machen. So lernen die Kleinen Zahlbegriffe mit konkreten Bildern zu verbinden. Besonderheiten: Bauernhof 123 bietet deutsche Sprache (sowie auf Wunsch auch Englisch, Französisch, Spanisch – falls man nebenbei Fremdsprachenlauschen möchte). Die App arbeitet viel mit Audio und Animation, sodass keine Lesefähigkeit nötig ist. Gerade für 4- bis 5-Jährige ist das Erfolgserlebnis groß, wenn sie die ersten Zahlen kennen und diese dann auf dem Tablet „wiedererkennen“. Die Bedienung ist sehr einfach gehalten, damit Kinder ab etwa 3 oder 4 Jahren gut klarkommen. Verfügbar für iOS (iPad/iPhone), eventuell auch ähnliche Versionen für Android.
- Lola’s Math Zug (Lolas Mathe-Zug, ca. 4–7 Jahre): Diese fröhliche Lernspiel-App stammt ursprünglich aus Finnland, ist aber komplett in deutscher Sprache erhältlich. Die freundliche Pandabär-Dame Lola fährt mit ihrem Zug und lädt alle ein, die Zahlenwelt zu erkunden. In verschiedenen Minispielen lernen Kinder Zahlen zu erkennen, zuzuordnen und einfache Rechenaufgaben zu lösen – alles verpackt in kinderfreundliche Grafiken und mit musikalischer Untermalung. Es gibt mehrere Schwierigkeitsstufen, die sich dem Alter anpassen: Für die Jüngsten geht es erstmal ums Zählen und Zahlen sortieren, für Vorschüler dann um erstes Addieren. Besonderheiten: Die App ist sehr motivierend und belohnend, Kinder werden für richtige Lösungen gelobt und angespornt weiterzumachen. Durch die ansteigenden Levels können auch „Zahlen-Profis“ im Vorschulalter noch etwas Neues lernen, während Einsteiger behutsam eingeführt werden. Lola’s Math Zug gibt es für Android und iOS, meist kostenpflichtig, aber oft für wenige Euro.
(Tipp: Neben den genannten gibt es noch weitere Mathe-Apps, die je nach Interesse sinnvoll sein können. Mathetiger zum Beispiel lässt einen Zauberer Aufgaben stellen und passt den Schwierigkeitsgrad adaptiv an, König der Mathematik Junior motiviert mit einer Aufstiegs-Geschichte vom Bauern zum „Mathekönig“ und übt auch Alltagsthemen wie Uhrzeiten. Wichtig bei Mathe-Apps für Vorschulkinder ist, dass sie spielerisch bleiben – im Vordergrund sollte das Verständnis von Mengen und Zahlen stehen, nicht stumpfes Pauken.)

Lern-Apps für Naturwissenschaft und Sachwissen
Kinder sind von Natur aus kleine Forscher. Sie stellen unzählige Warum-Fragen und wollen wissen, wie die Welt funktioniert. Im Bereich Sachunterricht und Naturwissenschaft gibt es tolle Apps, die erstes Wissen über Tiere, Technik, Umwelt und Co. vermitteln – stets auf Augenhöhe der Kinder. Hier sind einige bekannte deutschsprachige Beispiele:
- Die „Sendung mit der Maus“ App (ca. 3–10 Jahre): Die Orange Maus ist in Deutschland eine Institution, wenn es ums Lernen mit Spaß geht. In der offiziellen Maus-App finden Sie viele Lach- und Sachgeschichten aus der TV-Sendung kindgerecht aufbereitet. Kinder können ganze Maus-Videos anschauen – etwa kurze Filme, die erklären, warum der Himmel blau ist, wie eine Feuerwehr funktioniert oder woher die Milch kommt (Sachgeschichten). Daneben gibt es eine Sammlung kleiner Spiele und Rätsel für verschiedene Altersstufen, die Geschick und Denken fördern. Besonderheiten: Die Maus-App ist kostenlos und werbefrei, verfügbar für iOS und Android, und wurde bereits mehrfach für ihre Qualität ausgezeichnet. Die Altersangaben der Inhalte sind breit (für Kindergarten- und Grundschulkinder), sodass die App „mitwächst“. Eltern schätzen besonders, dass hier Unterhaltung und Lerneffekt Hand in Hand gehen – und viele kennen die Maus noch aus der eigenen Kindheit, was den gemeinsamen Spaß erhöht.
- Die „Sendung mit dem Elefanten“ App (ca. 3–6 Jahre): Für die jüngsten Fans der Maus-Welt gibt es den blauen Elefanten! Diese App ist speziell auf Vorschulkinder zugeschnitten und sehr einfach bedienbar, damit schon Dreijährige Erfolgserlebnisse haben. In der Elefanten-App können Kinder sich komplette Elefanten-Sendungen (ca. 25 Minuten) anschauen, aber auch kurze Clips mit Kinderliedern, lustigen Animationen, kleinen Experimenten und Rätseln. Zusätzlich gibt es einen Spielbereich mit Malspielen, Suchspielen und Labyrinthen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Alles in der App ist vertont – das heißt, Kinder müssen noch nicht lesen können; ein Sprecher oder die Figuren erklären, was zu tun ist, und benennen Dinge („Schau, ein roter Ball!“). Besonderheiten: Diese App vom WDR ist ebenfalls gratis und enthält keine Werbung. Sie gilt als sehr pädagogisch wertvoll und sicher. Durch die Mischung aus Videos und Mitmach-Spielen lernen Kinder ganz nebenbei viel über Alltag, Natur und Zusammenhänge (z. B. wenn in einem Experiment-Clip gezeigt wird, wie aus Regen ein Regenbogen wird). Ideal ist es, die Inhalte gemeinsam anzuschauen und danach drüber zu sprechen – so verstehen die Kleinen noch mehr von den Sachgeschichten.
- Haus der kleinen Forscher – Entdecker-Apps (ca. 5–7 Jahre): Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich für frühe Bildung in Naturwissenschaft, Technik und Mathematik. Sie hat eine Reihe kostenloser Apps entwickelt, in denen Kinder zu verschiedenen Themen forschend entdecken können. Beispiele sind „Katis Strom-O-Mat“ (zum Thema Energie und Strom sparen), „Konrads Komposthaufen“ (über Recycling und Umwelt) oder „Ronjas Roboter“ (erste Schritte in die Programmierung/Technik). In jeder dieser Apps gibt es interaktive Spiele, Experimente und Rätsel. Oft können die Kinder selbst etwas virtuell ausprobieren – etwa in der Energie-App verschiedene Geräte ein- und ausschalten und sehen, wie viel Strom sie verbrauchen. Für lesegeübte Kinder werden zusätzliche Hintergrundinfos angeboten, aber alle Apps sind so gestaltet, dass auch Vorschulkinder durch Entdecken und Hören lernen können. Besonderheiten: Alle Haus der kleinen Forscher-Apps sind kostenlos, werbefrei und wurden mit Pädagog*innen entwickelt. Sie laufen auf Android und iOS. Sie eignen sich toll, um zu Hause das aufzugreifen, was viele Kitas in „Forscherprojekten“ machen – nämlich Phänomene erklären. Eltern können hier gut anknüpfen, indem sie die App-Inhalte in der Realität erfahrbar machen (z. B. gemeinsam Müll trennen oder draußen Windräder beobachten, wenn man die passenden App-Themen hatte).
- „Wasser und Eis – Deine laute Welt“ (ab ca. 4 Jahre): Dies ist eine wunderschöne Bilderbuch-App aus der Reihe „Deine laute Welt“. Sie nimmt Kinder mit auf eine visuelle Reise in die Ozeane und bis zu den Polarkappen. In kunstvollen Illustrationen sind zahlreiche Meeresbewohner und Eisbewohner dargestellt. Tippt das Kind auf ein Tier, erklingt das passende Geräusch (z. B. das Brüllen eines Seehunds oder das Rauschen einer Welle) und es gibt kurze Infos über das Tier oder die Umgebung – alles vertont, so dass Vorschüler folgen können. Die App fördert das genaue Beobachten und weckt die Neugier: „Was lebt da im Meer? Welche Geräusche machen Wale?“ Sie ist eher eine Erlebnis- und Lern-App zum gemeinsamen Anschauen, weniger ein Spiel mit Leveln. Besonderheiten: Die App ist in deutscher Sprache und so gestaltet, dass Eltern und Kinder zusammen Neues entdecken können. Sie ist Teil einer Reihe – andere Themen der „Deine laute Welt“-Apps sind z. B. der Wald oder der Weltraum. In Wasser und Eis liegt der Schwerpunkt auf Natur- und Umweltwissen. Meist sind diese Apps für iOS (iPad) verfügbar (teilweise auch Android) und gegen einen geringen einmaligen Preis zu haben.
(Ergänzend sei „Rudi Regenbogen“ erwähnt: eine interaktive Kinderbuch-App, in der Kinder ab 5 Jahren spielerisch alles über Wetter und Farben lernen – von Wind über Regen bis zum Mond. Solche Geschichten-Apps verbinden Wissen mit einer spannenden Story, was gerade wissbegierige Vorschüler sehr anspricht.)

Tipps für Eltern: Worauf sollte man bei Auswahl und Nutzung von Lern-Apps achten?
Nicht jede als „Kinder-App“ deklarierte Anwendung ist wirklich pädagogisch wertvoll. Beim riesigen Angebot hilft es, ein paar Kriterien im Hinterkopf zu behalten, um gute Lern-Apps auszuwählen:
- Altersgerechter Inhalt: Achten Sie auf die Altersempfehlung der App und überprüfen Sie selbst, ob Sprache, Aufgaben und Themen für Ihr Kind verständlich und geeignet sind. Vorschulkinder brauchen einfache Bedienung und klare, kurze Aufgaben. Zu viel Text oder komplexe Regeln überfordern in dem Alter schnell.
- Werbefreiheit & Sicherheit: Ideal sind Apps, die keine Werbung und keine versteckten In-App-Käufe enthalten. Nichts ist störender, als wenn Ihr Kind plötzlich auf eine Werbeanzeige klickt oder etwas kaufen will, weil es im Spiel auftaucht. Seriöse Lern-Apps für Kinder kommen ohne solche Ablenkungen aus. Ebenso sollten die Apps datensparsam sein – z. B. kein GPS oder unnötige Berechtigungen verlangen. Im Zweifel schauen Sie in die Datenschutzerklärung oder Rezensionen anderer Eltern.
- Qualität der Inhalte: Überprüfen Sie, wer die App entwickelt hat. Handelt es sich um ein bekanntes Bildungsprojekt, einen Schulbuchverlag, eine öffentliche Institution (wie WDR, Stiftung etc.) oder Experten (z. B. Logopäden bei Sprach-Apps)? Das spricht meist für fundierte Inhalte. Achten Sie auch darauf, dass die App sprachlich korrekt ist – gerade bei Sprachlern-Apps: Stimmen Aussprache und Grammatik? Wirkt die Stimme sympathisch? Bei Mathe-Apps: Werden Aufgaben verständlich erklärt? Eine gute App zeichnet sich auch durch Klare Anleitungen aus, damit Kinder eigenständig zurechtkommen können.
- Bedienung und Umfang: Ideal für Vorschüler sind übersichtliche Apps mit einer einfachen Menüführung. Das Kind sollte nicht durch zig Untermenüs navigieren müssen. Gut ist, wenn es innerhalb der App verschiedene Spielmodi oder Schwierigkeitsstufen gibt, die sich einstellen oder automatisch anpassen lassen. So kann man die App länger nutzen, indem man z. B. den Schwierigkeitsgrad erhöht, wenn das Kind älter wird. Allerdings sollten Umfang und Themenvielfalt auch nicht überladen sein – manche Apps konzentrieren sich lieber auf ein Gebiet (z. B. nur Zahlen oder nur Buchstaben), was für jüngere Kinder oft besser ist, als eine All-in-One-App, die alles auf einmal will.
- Erst testen, dann dem Kind geben: Laden Sie neue Apps am besten selbst herunter und probieren Sie sie aus, bevor Ihr Kind alleine damit spielt. Schauen Sie, ob die Inhalte dem entsprechen, was Sie sich erhofft haben. Viele Apps bieten am Anfang kleine Tutorials – machen Sie diese gemeinsam mit Ihrem Kind, damit es eine Einführung bekommt. Erklären Sie eventuell die Bedienung oder das Ziel (“Schau mal, hier musst du das richtige Puzzleteil finden”). Anfangs ist gemeinsames Entdecken wichtig, dann kann Ihr Kind die App nach und nach selbstständiger nutzen.
- Geräteeinstellungen nutzen: Richten Sie das Tablet oder Handy kindgerecht ein. Das heißt konkret: Schalten Sie nach Möglichkeit den Flugmodus ein, wenn keine Online-Funktionen gebraucht werden – dann kann keine Werbung nachgeladen werden und es kommen keine Ablenkungen wie Anrufe rein. Sichern Sie den App-Store oder In-App-Käufe mit einem Passwort, damit nichts versehentlich gekauft wird. Manche Geräte haben auch einen speziellen Kinder-Modus, in dem nur freigegebene Apps auftauchen. Legen Sie die Lern-Apps auf dem Startbildschirm in einen eigenen Ordner, damit Ihr Kind sie leicht findet (und nicht versehentlich auf andere Apps tippt).
- Auf das Kind achten: Jedes Kind hat eigene Vorlieben und Lerntempi. Beobachten Sie, welche App Ihrem Kind wirklich Spaß macht und Nutzen bringt. Manche Kinder lieben z. B. Zahlenrätsel, andere können mit Zahlen wenig anfangen, blühen aber beim Erzählen von Geschichten auf – dann wären eher Sprach-Apps ihr Ding. Nutzen Sie ruhig die Neugier Ihres Kindes: Wenn es gerade Insekten spannend findet, darf es auch eine Wissens-App über Käfer sein, anstatt stur eine Mathe-App durchzuziehen. Lernen erfolgt am besten, wenn das Kind begeistert und interessiert ist.

Bildschirmzeit begrenzen und mit realen Erfahrungen verbinden
Bei aller Begeisterung für Lern-Apps ist es wichtig, die Bildschirmzeit im Auge zu behalten. Fachleute empfehlen für Kinder im Vorschulalter (ca. 3–6 Jahre) in der Regel höchstens 30 Minuten pro Tag an Bildschirm-Medien (dazu zählen Apps, Fernsehen, etc.) – und das auch nicht unbedingt jeden Tag. Für jüngere Kinder (unter 3 Jahren) möglichst noch weniger oder gar keine eigenständige Nutzung. Diese Richtwerte sind Hinweise, kein starres Gesetz: Entscheidend ist die Qualität der Medienzeit. Zehn Minuten konzentriertes Lernen mit einer guten App sind wertvoller als eine Stunde zielloses Herumklicken.
Legen Sie am besten feste Zeiten fest, wann digital gespielt/gelernt wird – z. B. nach dem Mittagessen 15 Minuten eine Lern-App. Bleiben Sie dabei konsequent, damit es gar nicht erst zu stundenlangem „Daddeln“ kommt. Gerade in dem Alter hilft ein fester Rahmen, damit das Kind gar nicht erst um mehr bettelt. Ein Tipp: Nutzen Sie App-Timer oder Wecker, die das Ende signalisieren („Noch ein Spiel, dann ist Schluss.“). Viele Kinder akzeptieren die Grenze leichter, wenn die App selbst danach stoppt oder ein akustisches Signal kommt.
Wichtig ist auch, die reale Welt nicht zu vernachlässigen. Lern-Apps entfalten ihren vollen Wert, wenn die digitalen Erfahrungen mit echten Erfahrungen verknüpft werden. Hat Ihr Kind in der App neue Wörter gelernt? Prima – greifen Sie diese im Alltag auf! Fragen Sie z. B.: „Wie hieß das lustige Tier in der App noch mal? Was hat es gemacht?“ So wird das Gelernte ins echte Leben übertragen. Oder wenn in der App gerade Zahlen geübt wurden, zählen Sie beim nächsten Spaziergang gemeinsam Bäume oder Autos, um den Transfer herzustellen. Die Kombination aus digital und real sorgt dafür, dass Kinder das Wissen umfassender begreifen.
Auch während der App-Nutzung selbst ist Elternbegleitung gold wert. Machen Sie ab und zu mit: Lassen Sie sich vom Kind erklären, was es gerade spielt, oder spielen Sie abwechselnd („Jetzt du, dann ich!“). Das fördert die Kommunikation und Sie bleiben im Bilde, was die App Ihrem Kind vermittelt. Zudem merken Sie so schneller, ob etwas Unverständliches auftaucht, bei dem Sie helfen könnten. Vermeiden Sie es hingegen, das Tablet nur als „Babysitter“ einzusetzen – natürlich ist es mal verlockend, dem Kind das Handy zu geben, um Ruhe zu haben, aber auf Dauer sollte Mediennutzung kein reiner Zeitvertreib und kein Trostpflaster gegen Langeweile sein. Idealerweise steht ein Lernziel oder eine bewusste Entscheidung dahinter („Du darfst jetzt mit der ABC-App spielen, weil du gerade so Interesse an Buchstaben hast.“).
Fazit: Durchdachter Medieneinsatz bereichert das Lernen
Lern-Apps für Vorschulkinder können bei sinnvoller Auswahl und begrenzter Nutzung eine große Bereicherung sein. Sie bieten spielerische Einstiege in Sprache, Mathematik und Sachwissen, die Kinder begeistern und neugierig machen. Eltern sollten dabei als Mitentscheider und Begleiter auftreten: die richtigen Apps auswählen, den Gebrauch moderieren und das Gelernte in Gesprächen und Aktivitäten aufgreifen. So entfalten digitale Lernhelfer ihren Zweck – nämlich Kindern Spaß am Lernen zu vermitteln, sie auf die Schule vorzubereiten und dennoch Kinder bleiben zu lassen. Mit einer guten Balance aus Bildschirmzeit und echter Welt, aus App und Spielplatz, steht einem positiven Lernerlebnis nichts im Wege. Viel Freude beim gemeinsamen Entdecken der Lern-Apps!